Schloss Güterfelde: Die Ära des Grafen von Roon

Albrecht-Graf-von-Roon
'Reingefallen' schrieb der preußische Minister Albrecht Roon nach dem Kauf im Jahre 1868 über den Zustand der Gebäude auf Gut Gütergotz.
Foto: Wikipedia
Wimmel seinerseits veräußerte das Schloss bereits wenig später mit sattem Gewinn an den Geheimen Revisionsrat Paul Humbert. Humbert führte das Gut einige Jahre, ließ aber die noch nicht vollendeten Ausbauarbeiten nicht abschließen. 1830 dann übernahm Leopold Albrecht (1797 – 1873) das Schloss. Albrecht spielte als erster bürgerlicher Landrat des Kreises Teltow eine große Rolle beim Bau der ersten preußischen Eisenbahn. Die Linie zwischen Berlin und Potsdam führte zu einem großen Teil über Teltower Gebiet. Auch im Rahmen der ländlichen Flurbereinigung erwarb er sich große Verdienste. Albrecht bewirtschaftete das Gut fast zwanzig Jahre selbst, ehe er es 1859 aus Altersgründen dann an den Landwirt Wilhelm Gottlieb Selchow verpachtete, der den Betrieb erfolgreich fortführte. Als Selchow im Frühjahr 1868 starb, entschloss sich der mittlerweile geadelte Leopold von Albrecht das Schloss zu verkaufen.

Bis dahin hatte sich an der ursprünglichen Gestalt des Hauses nichts verändert. In den vier Jahrzehnten, in denen sich das Gut in seinem Besitz befand, hatte Albrecht stets nur das Nötigste in Erhalt und Pflege der Gebäude investiert. Der Innenausbau des Herrenhauses blieb auch weiterhin unvollendet. Und noch immer lagerten im Zwischengeschoss und im Turm vergammelte Losabschnitte des einstigen Lotteriedirektors Grothe.

Die Baustelle des Kriegsministers

Am 31. August 1868 wurde Albrecht Theodor Emil Roon (1803-1879) neuer Schlossherr von Güterglotz. Als preußischer Kriegs- und Marineminister war von Roon vor allem von der optimalen Lage das Anwesen zwischen den Residenzstädten Berlin und Potsdam begeistert. Schockiert zeigte er sich aber vom Zustand der Gebäude, als er nach der Übernahme das Anwesen erstmals genauer inspizierte. Sofort gab er die Erneuerung von Schloss und Park in Auftrag. Ein namentlich nicht bekannter Architekt stülpte die Insignien der französichen Neorenaissance – um 1870 gerade en vogue bei den Reichen und Schönen – über Gillys schlichtes Design: An die Stelle der ursprünglichen Turmkuppel wurde ein hoher turmartiger, in einem geschwungenem Pyramidendach auslaufenden Aufbau gesetzt und in die Dachflächen wurden Lukarne, diese winzigen, typisch französischen Zwerchhäuser, eingebaut. Die beiden Seitenflügel erhöhte man etwas und versah sie mit je einem stumpfen Turmansatz. Horizontale Quaderstrukturen gliederten die ehemals völlig glatten Fassaden des Hauptgebäude.

Schloss-Gueterfelde-1870
Ansicht von Schloss Gütergotz nach dem von Roon initiierten ersten Umbau
Schließlich wurde auch das bisher unvollendete Zwischengeschoß endlich fertiggestellt – und die dort noch immer lagernden Restbestände von Grothes Lotterielosen entsorgt. Die ursprünglichen Proportionen des Gebäudes blieben allerdings unangetastet – sieht man von der Umgestaltung des Turmes ab. Parallel zu den Umbauten brachte der preußische Hofgartendirektor Ferdinand Jühlke den verwilderten und verkommenen Schlosspark wieder auf Vordermann. Vor dem Südportal des Schlosses ist heute noch ein Brunnenbassin erhalten, das Jühlke im Rahmen der Neugestaltung des Parks anlegen ließ.

Viel Zeit sollte auch von Roon – 1871 aufgrund seiner Verdienste im Rahmen des Frankreich-Krieges und der Reichseinigung in den Grafenstand erhoben – nicht auf Gütergotz verbringen. Die hohen beruflichen Belastungen – insbesondere auch während seiner kurzen Zeit als preußischer Ministerpräsident (Januar bis November 1873) setzten ihm gesundheitlich so stark zu, dass er alle Ämter aufgab und sich auf sein Anwesen bei Görlitz zurückzog. Damit benötigte er sein Schloss in Gütergotz nicht mehr und verkaufte es Ende 1873 an den Bankier Gerson von Bleichröder (1822-1893).

„Weiter zu Teil 4: Schloss Güterfelde: Luxuriöser Landsitz für Bismarcks Bankier“
„Zurück zu Teil 1: Schloss Güterfelde: Das Lustschloss des Lottokönigs“
„Zurück zu Teil 2: Schloss Güterfelde: Die Essenz der Gillyschen Baukunst“