Ungers Kiezschänke

Fast ein Viertel Jahrtausend ist das Bürgerhaus alt, in dem sich Potsdams älteste und wohl auch legendärste Gaststube befindet. Im „Froschkasten“ in der Kiezstraße hingen schon die „Langen Kerls“ des Alten Fritz gerne ab. Mittlerweile Restaurant und Hotel, bahnen sich für diese Institution Veränderungen an. Das denkmalgeschützte Gebäude wird bald saniert.

Fast ein Viertel Jahrtausend ist das Bürgerhaus alt, in dem sich Potsdams älteste und wohl auch legendärste Gaststube befindet. Im „Froschkasten“ in der Kiezstraße hingen schon die „Langen Kerls“ des Alten Fritz gerne ab. Mittlerweile Restaurant und Hotel, schließt diese Institution jetzt langsam ihre Pforten. Das denkmalgeschützte Gebäude wird bald saniert.

Preußischer Spätbarock

Wie die meisten seiner Nachbarhäuser im pittoresken Fischerkiez entstammt auch das Gebäude des „Froschkastens“ dem vom preußischen König Friedrich II. initiierten ehrgeizigen Stadtumbauprogramm, mit dessen Hilfe Potsdam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom sandigen Militärhort in die Championsleague der europäischen Königsresidenzen katapultiert werden sollte.

Die aktuelle Straßenansicht des von Unger entworfenen Bürger- und Schankhauses im Fischerkiez. Foto: Sven Hoch

Das zweigeschossige Bürgerhaus wurde 1777 erbaut. Das harmonisch wirkende äußere Erscheinungsbild gestaltete mit Georg Christian Unger (1743 – 1799) einer der bedeutendsten Baumeister der Potsdamer Barockarchitektur. Die siebenachsige verputzte Fassade unterteilte Unger durch einen Mittelrisalit in zwei symmetrische Hälften. Durch eine regelmäßige Durchfensterung sowie Kassettenfelder/Putzspiegel zwischen den Erd- und Obergeschossfenstern hebt er Achsen hervor. Die Mittelachse wird durch den prägnanten Eingangsbereich mit Treppe und Türgiebel betont. Sockel, die beiden Fensterbänder und Traufgesims sorgen für eine klare horizontale Gliederung.

Wie der „Froschkasten“ zu seinem Namen kam

Seine außergewöhnliche Geschichte verdankt dieses Hauses jedoch der Tatsache, dass der Flecken Erde, auf dem es steht, genauer gesagt, das Grundstück Kiezstraße Nr. 4., mit dem Brau- und Schankrecht belegt war. Über Generationen betrieben seine Bewohner neben dem im Kiez traditionellen Fischereigewerbe daher auch eine einträgliche Schankwirtschaft. Schon recht früh nutzten sie dafür auch den hinter dem Haus gelegenen, zum einstigen Stadtwall ausgerichteten Garten.
Dort stand irgendwo auch der Schuppen, in dem die Fischernetzte aufbewahrt wurden. Jedes Jahr – so die Legende – überwinterten zahlreiche Frösche und Kröten darin. Wenn im Frühjahr der Biergarten erneut öffnete, erwachten auch die Amphibien wieder zum Leben und unterhielten mit lautem Gequake die bierseligen Gäste. Schänke und Haus waren bald als „Froschkasten“ stadtbekannt.

Das Fest der alten Knochen

Besonders beliebt war die Wirtschaft offenbar unter den in Potsdam stationierten Soldaten. Kein Wunder, hatten die Lange Kerls und Garden kaum eine andere Möglichkeit als wenigstens hin und wieder mit Alkohol dem penibel reglementierten und tristen Alltag zu entkommen. Einer anderen, auf der Homepage des „Froschkastens“ nachzulesenden Anekdote zufolge sollen Altgediente des in Potsdam beheimateten 1. Garderegiments zu Fuß sollen dort regelmäßig das „Fest der alten Knochen“ zelebriert haben. Als alte Knochen wurden Soldaten bezeichnet, die mindestens ein Dienstjahr hinter sich gebracht hatten.

Das „Froschkasten“-Ensemble bildet heute den nördlichen Abschluss der Kiezstraße. Das benachbarte zweistöckige Wohnhaus am linken Bildrand wurde 1780 ebenfalls nach Plänen von Georg Christian Unger erbaut. Die sanierten Hochhäuser im Hintergrund befinden sich in der westlich gelegenen Straße Wall am Kiez. Sie sindwegen ihrer Lage direkt an der Havel und der guten Aussicht beliebt. Foto: Sven Hoch

Wohnen statt zechen

Nun stehen für den „Froschkasten“ offenbar einschneidende Veränderungen an. Das historische Gebäude soll in den nächsten Jahren von einem auf derartige Projekte spezialisierten Bauträger denkmalgerecht saniert, modernisiert und zur Wohnnutzung umgebaut werden. Etwa ein Dutzend Wohnungen findet dann in Ungers Kiezschänke Platz. Optimalerweise gehen dann das besondere Flair dieses mit so vielen Anekdoten verbundenen alten Gemäuers und moderner Wohnkomfort eine fruchtbare Symbiose ein. Die Wohnungen verfügen über zwei bis vier Zimmer und sind voraussichtlich ca. 60 bis 120 Quadratmeter groß. Jede Einheit wird Terrasse, Balkon oder Dachterrasse besitzen.

Hochpreisige Wohnungen

Die Apartments werden als Eigentumswohnungen zum Kauf angeboten. Die Kaufpreise beginnen bei etwa 5.400 Euro pro Quadratmeter und kommen damit dem oberen Ende der aktuellen Potsdamer Preisskala ziemlich nahe.

Die zu erzielenden Kaltmieten bewegen sich mit voraussichtlich 11,00 bis 12,50 Euro pro Quadratmeter und Monat natürlich auf entsprechendem Level. Erwerber einer Wohnung in Ungers Kiezschänke können voraussichtlich von der Möglichkeit der erhöhten Abschreibung nach § 7i EStG (sog. Denkmal-AfA) profitieren. Erfahrungsgemäß kann dabei mit Abschreibungshöhen von rund 60 % des Kaufpreises gerechnet werden.

Trotz des ambitionierten Preisniveaus dürften die Wohnungen wohl recht zügig platziert werden, schließlich sind solche Denkmal-Immobilien in Potsdam bei Investoren sehr begehrt und entsprechende Angebote inzwischen rar.

Lesetipp

Der Kiez zu Potsdam – Zur Geschichte und Entwicklung des Fischerkiezes in Potsdam

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