Havelauen: Werders Jahrhundertprojekt

Wohnen in der Natur, das Wasser mit eigenem Bootsliegeplatz, opulentem Spaß- und Wellness-Bad und feiner Seepromenade direkt vor der Tür - und dabei nur eine halbe Stunde vom quirligen Kudamm entfernt: Im Norden der Havelstadt Werder entsteht derzeit ein völlig neuer Stadtteil, der schon jetzt viele Zuzügler anlockt.

Angenehm Wohnen mitten im Grünen, das Wasser mit eigenem Bootsliegeplatz, opulentem Spaß- und Wellness-Bad und feiner Seepromenade direkt vor der Tür und dennoch nur eine halbe Stunde vom quirligen Kudamm entfernt: im Norden der Havelstadt Werder entsteht derzeit ein völlig neuer Stadtteil, der schon jetzt viele Berliner und Potsdamer wie magisch anzieht.

Erste Pläne, dieses herrliche Stückchen Erde zum Wohngebiet zu entwickeln, gab es schon vor mehr als 100 Jahren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Bevölkerung Werders rasant gewachsen. Die Stadtoberen suchten damals geeignete Flächen zur notwendigen Stadterweiterung. Schnell fiel die Wahl auf die „Werderschen Wiesen“, ein rund 130 Hektar großes, überwiegend als Grünland genutztes Areal direkt am Westufer des Großen Zernsees. Das Terrain bot beste Voraussetzungen: eine attraktive Wasserlage, eine einfache Erschließung über die Phöbener Landstraße sowie die Nähe zum Bahnhof mit besten Verbindungen nach Potsdam bzw. Berlin.

Werdersche Wiesen: Malerischer Ausblick auf den Großen Zernsee. Foto: Sven Hoch
Werdersche Wiesen: Malerischer Ausblick auf den Großen Zernsee. Foto: Sven Hoch

Schon 1909 gab es einen offiziellen Bebauungsplan für die „Werderschen Wiesen“. Er orientierte sich an der damals frisch aus Britannien importierten Gartenstadt-Idee: ein üppig durchgrünter Stadtteil sollte entstehen mit Wohnhäusern im Landhausstil, die sich um Kirche und Dorfplatz gruppierten. Als besondere Attraktion war eine Promenade am See vorgesehen. Der Ausbruch des ersten Weltkriegs jedoch stoppte das Projekt jäh. In den Goldenen Zwanzigern aber wurde es wieder aufgegriffen und mit der für jene Jahre typischen Mischung aus blühender Phantasie und grenzenlosem Optimismus weiterentwickelt. Ein mondänes Klein-Venedig sollte nun am Großen Zernsee entstehen mit einem Netz aus befahrbaren Kanälen. Hausbesitzer konnten so ihr Grundstück direkt mit dem Boot ansteuern. Doch es blieben nur Luftschlösser: die 1929 einsetzende Weltwirtschaftkrise ließ die hochfliegenden Pläne im Nirwana verschwinden.

Eine Junkers-Maschine der Luftkriegsschule Werder (Havel) startet im Sommer 1938 vom Flugfeld in den Werderschen Wiesen. Foto: Archiv Wohnmal.info
Eine Junkers-Maschine der Luftkriegsschule Werder (Havel) startet im Sommer 1938 vom Flugfeld in den Werderschen Wiesen. Foto: Archiv Wohnmal.info
Ab Herbst 1934 zeigten sich ganz andere Stellen an den Werderschen Wiesen interessiert. Über Tarngesellschaften wie die „Deutsche Luftfahrts- und Handels-AG“ (Delhag) begann damals das von Hermann Goering geleitete Reichsluftfahrtministerium (RLM) weite Teile des Areals zu erwerben. Grundstückseigentümer, die nicht verkaufen wollten, wurden massiv unter Druck gesetzt und mit Enteignung bedroht.

Offiziell gab die Delhag vor, einen zivilen Notlandeplatz einrichten zu wollen. Tatsächlich aber begann das RLM mit dem Bau einer Ausbildungsstätte für Luftwaffenpiloten: die Luftkriegsschule (LKS) Werder entstand. Die Hauptfläche der Anlage nahm das fast kreisrunde Flugfeld ein. Fünf große Hangars säumten den Rand des Platzes. Unterkunfts-, Schulungs-, Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude wurden im Süden des Geländes errichtet.

Am 1. Juli 1936, zwei Tage nach dem Richtfest, übernahmen die ersten beiden Kompanien den Komplex, die ersten Lehrgänge starteten wenig später. Bis 1945 erhielten hier rund 1.500 Flugschüler den für den Einsatz als Luftwaffenpilot notwendigen Feinschliff. Nach Kriegsende nutze die Sowjets die LKS Werder als Kaserne. 1994 zog die Rote Armee ab, das Gelände fiel an die Stadt Werder zurück.

Was tun mit der riesigen Fläche? Die Kommune nahm die alten Stadterweiterungsfantasien wieder auf. Sorgfältig entsorgte man zunächst die militärischen Altlasten, gab dann dem Gebiet mit „Havelauen Werder“ einen neuen, eingängigen Namen und initiierte einen städtebaulichen Wettbewerb, um die besten Ideen zu seiner Entwicklung zu sammeln. Die wichtigsten Ziele dabei: 1. Schaffung eines attraktiven naturnahen Wohnumfeldes mit entsprechenden Bildungs- und Versorgungseinrichtungen sowie vielfältigem Freizeit- und Erholungsangebot, 2. Ausweisung optimal nutzbarer Gewerbeflächen, 3. Erhalt der charakteristischen Auenlandschaft am Havel-/Zernseeufer.

Die Wettbewerbsbeiträge mündeten in einen durchaus schlüssigen Bebauungsplan. Demnach sollen sich Gewerbebetriebe vorrangig entlang der Phöbener Landstraße am westlichen Rand der „Havelauen“ ansiedeln. Das übrige Gelände teilt eine künstliche Hafenbucht in eine Nord- und eine Südhälfte. Der nördliche Teil ist der Bebauung mit Einfamilienhäusern und einer Reihenhaus-Siedlung vorbehalten. Im südlichen Teil ist die Anlage einer Promenade an der Hafenbucht vorgesehen, die von modernen Wohn- und Geschäftshäusern gesäumt wird. Die Flaniermeile erstreckt sich entlang der projektierten Marina bis hin zu einem neuen Freizeit- und Erlebnisbad, das am Ufer des Zernsees entstehen soll. In unmittelbarer Nachbarschaft dieser opulent konzipierten Schwimm- und Wellnesslandschaft sind Ferienhäuser und ein Hotel geplant. Ansonsten ist beabsichtigt, die im Südteil noch vorhandenen historischen LKS-Bauten zu sanieren und zu Wohnzwecken bzw. für andere Nutzungen herzurichten.

Die Infrastruktur des neuen Ortsteils „Havelauen“ wird so ausgelegt, dass unterschiedliche Bevölkerungsgruppen wie z.B. Familien und Senioren, aber auch Feriengäste hier möglichst optimale Bedingungen vorfinden. Ausgedehnte Park- und Grünflächen sollen den naturnahen Charakter des Gebiets betonen. Der direkte Uferbereich des Großen Zernsees wird von jeglicher Bebauung ausgenommen. Dort bleibt der alte Uferweg erhalten, so dass der See auch zukünftig für Spaziergänger und Erholungssuchende zugänglich und erlebbar ist.

Am Südufer des Stichhafens beginnen die Bauarbeiten an der Promenade. Foto: Sven Hoch
Am Südufer des Stichhafens beginnen die Bauarbeiten an der Promenade. Foto: Sven Hoch
Seit einigen Jahren nun werden diese Pläne Stück für Stück realisiert. Auf den dafür vorgesehenen Flächen an der Phöbener Landstraße haben sich bereits mehrere Unternehmen niedergelassen. Der Stichhafen mit dem ersten Abschnitt der Marina ist fertiggestellt, ebenso die Reihenhaus-Siedlung in Norden des Geländes. Das übrige Areal dort wurde parzelliert. Die meisten der insgesamt rund 250 voll erschlossenen Grundstücke sind inzwischen verkauft und mehrere Dutzend Einfamilienhäuser bereits gebaut worden.

Im südlichen Bereich des Projektgebiets fällt als erstes die immense Baustelle für das Erlebnisbad „Blütentherme“ ins Auge. Die Planungen für die Promenade, Stadtplatz und die Wohn- und Geschäftshäuser der „Havelterrassen“ sind weit gediegen, hier soll auch betreutes Wohnen angeboten werden. Einige der früheren LKS-Bauten sind abgerissen worden, um Platz für dieses Projekt zu schaffen. Drei Unterkunfts- und Schulungskomplexe der Luftkriegsschule aber werden erhalten bleiben. Eines davon ist bereits weitgehend saniert und wird von der Freien Waldorfschule Werder, einer Kita und einer Künstlergalerie genutzt. Auch die beiden anderen werden saniert. Dort werden Eigentumswohnungen entstehen, deren Vermarktung bereits begonnen hat. Das bereits fast fertiggestellte Einkaufszentrum im Südwesten des Areals wird im nächsten Monat (August 2013) eröffnet.

Die rund ein Jahrhundert alte Vision von der Gartenstadt in den „Werderschen Wiesen“ nimmt also tatsächlich Stück für Stück Gestalt an. Eines Tages, so prognostiziert ein Vertreter eines beteiligten Projektentwicklers, wird jeder 10. Werderaner in den „Havelauen“ leben. Das kann ich mir gut vorstellen. Die tolle Lage direkt am Wasser, die herrliche Umgebung, die ausgezeichnete Infrastruktur und die sehr gute Verkehrsverbindungen nach Potsdam und Berlin machen den neuen Ortsteil Werders einfach zu einer höchst attraktiven Wohnlage. Menschen jeden Alters, die ein naturnahes Wohnen mit den fast unbegrenzten Möglichkeiten der Hauptstadtregion miteinander verbinden wollen, werden sich hier mit Sicherheit wohl fühlen.

Lufbild des Entwicklungsgebietes Havelauen Werder / Werdersche Wiesen vom Frühjahr 2013. Foto: PRV
Es wird schon gebaut: aktuelles Luftbild des Entwicklungsgebietes Havelauen Werder (Werdersche Wiesen) vom Frühjahr 2013. Foto: PRV
Schon bald wird in den Havelauen ein völlig neuer Stadtteil entstanden sein, wie dieser vorweggenommene Blick aus der Vogelperspektive auf Marina und Promenade beweist. Visualisierung: PRV
Schon bald wird in den Havelauen ein völlig neuer Stadtteil entstanden sein, wie dieser vorweggenommene Blick aus der Vogelperspektive auf Marina und Promenade beweist. Bild: PRV

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